Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees

Mneschen, die am Neusiedler See leben und vielleicht sogar hier aufgewachsen sind, kennen den vertrauten Anblick des breiten Schilfgürtels, der den See umgibt. Dieser charakteristische Schilfgürtel besteht aus Schilfrohr (Phragmites australis), einer Art der Süßgräser, die weltweit verbreitet ist.

Mit 180km² ist der Schilfgürtel des Neusiedler Sees nach dem Donaudelta der zweitgrößte Schilfbestand Europas. An manchen Stellen ist er bis zu 5 km breit und reicht fast um den gesamten See. Nur der Strand von Podersdorf ist auf natürliche Weise (Wind und Eisstöße) schilffrei. Andere Seebäder wurden künstlich angelegt. Der Schilfgürtel war nicht immer gleich groß, sondern hat sich über die Jahre gewandelt. Auch der Mensch ist als Teil des Systems für die Entwicklung des Schilfkörpers mit verantwortlich (Bau des Einser-Kanals). Das Schilf kann unter den hier herrschenden Bedingungen sehr schnell wachsen. In den sechs Wochen von April bis Juni können die Pflanzen bis zu zwei Meter und mehr an Höhe zulegen. Schilf ist sehr elastisch, weil es eine Röhrenstruktur besitzt. Die macht es möglich, hohen Belastungen durch Wind, Wasser und Eis standzuhalten.

Der Schilfgürtel ist ein wichtiger Lebensraum für viele verschiedene Tierarten. Von zahlreichen wirbellosen Tieren, wie Kleinkrebsen, Wasserschnecken und Spinnen, über Fische – für die der Schilfgürtel eine wichtige Kinderstube ist – bis hin zu Amphibien, Reptilien und Säugetieren, die an diesen Lebensraum speziell angepasst sind. Zudem ist der Schilfwald ein wichtiger Brutplatz für verschiedene Vogelarten. Wissenschaftler dokumentieren von der Luft aus Jahr für Jahr die Brutkolonien von Löffler, Silberreiher & co. Viele Singvögel besiedeln den Schilfgürtel. Außerdem brüten viele Entenarten oder Graugänse (über 1.500 Brutpaare rund um den See) im Schutz dieses Biotops.

Der Schilfgürtel dient gewissermaßen als natürliche Kläranlage des Sees. Die braune Farbe des Gewässers stammt daher, dass der See sehr seicht ist und sich bei Wind ständig komplett durchmischt. Der Steppensee ist mit anderen Seen in Österreich nicht vergleichbar.